Knock, knock – Who’s there? – The Metaverse! Pardon: JanusVR

Lange schon träumte ich davon, wie es sein müsste das Internet so zu erleben, wie es in der SciFi Literatur beschrieben wird. In einem endlosen Netzwerk aus Informationen, Bildern, Videos und Musik schweben zu können, dieser Gedanke faszinierte mich. Der totalen Reizüberflutung dermaßen nahe zu sein, dass es schon fast schmerzte schien mir erstrebenswert. Ich wollte das Metaverse. Oder die OASIS. Einen Ort, aus dem man fast nicht mehr abhauen möchte, weil er mehr Spannung suggeriert als ein Disneyland auf Acid. Von allen Versprechen des VR Booms der 90er Jahre blieben lediglich herbe Enttäuschungen. Mit Second Life wurde es nur unwesentlich besser. Ich hatte jedoch keine Ahnung, wie nahe wir dem Metaverse tatsächlich bereits heute sind — bis ich JanusVR startete und mir Oculus Rift aufsetzte. 

Ich fand mich in einer weitläufigen Lobby wieder. Perfekte Tiefenwirkung, saubere Performance. Um mich herum große Banner, die Korridore mit den Wörtern wie Bookmarks, Tutorials oder VR-Bar bewarben. Der Entdecker in mir wurde sofort geweckt. Ich wollte das Internet so erkunden. So erleben. Klar, ich wusste was mich erwarten würde. Zumindest hatte ich mir einiges angelesen, aber so richtig gerechnet hatte ich mit der aufkommende Euphorie nicht. Zunächst machte ich die Bookmarks unsicher. Ein Korridor. Weiß, wie das Konstrukt in der Matrix. Eine handvoll minimalistischer Türen mit Teaserbildern. Ein Klick auf eine davon und der dahinterliegende Raum wurde geöffnet. Wirklich ein Raum, keine flache Internetseite. So sehen VR-optimierte Internetseiten also aus. Ich fand mich in einem Kino wieder, sah mir einen animierten Kurzfilm an. Hinter einer anderen Tür versteckte sich eine ganze Märchenwelt. Eine andere führte mich in eine Art Disco, die Wände waberten passend zur druckvollen Elektromusik. Ein gigantischer, rotierender Creeper im Zentrum des Raums. Zu viel des Guten: Ich erinnerte mich an die VR-Bar, drückte Tab und tippte in das vor mir erscheinende Adressfeld die Adresse der Bar ein (in solchen Fällen lohnt es blind schreiben zu können). Ein Portal öffnete sich direkt vor mir und ich verließ fluchtartig die Disco. Was am normalen Browser noch eine flache Internetseite mit Werbung für die besagte Bar war, wurde nun zu virtueller Realität. Ich stand mitten in der Bar, in der Ecke lief ein Fernseher. Einige NPC standen rum. Schade, dass es so wenige Nutzer dieses Browsers gibt. Ich stellte mir vor, wie spannend es wäre diese Bar als Chatraum zu nutzen, um danach mit gleichgesinnten im Netz auf Entdeckungsreise zu gehen. So blieb leider alles ein wenig statisch, aber die Idee von JanusVR und ihr Potential faszinierten mich ungemein.

Aus dem Plan JanusVR „kurz“ anzutesten wurden über 90 Minuten, die ich im VR-optimierten Internet verbrachte. Ich entdeckte noch viele spannende Seiten, so manches mal blieb mir der Mund offen stehen — trotz all meiner VR Erfahrung. Dafür, dass alles, sowohl das Programm, als auch die optimierten Web-Inhalte noch in den Kinderschuhen steckten, war das, was ich zu sehen bekam ziemlich beeindruckend. Leider gab es eine desillusionierende Grenze, die den Traum vom Metaverse direkt wieder dämpfte: Normale, nicht optimierte Seiten. Ein Besuch auf Spiegel Online lehrte mich, dass man lieber Abstand davon nehmen sollte diese Seiten über JanusVR anzusteuern. Theoretisch ist es zwar möglich alle dort angebotenen Inhalte abzurufen, doch man findet sich nach dem Durchschreiten des entsprechenden Portals in einem riesigen Raum wieder. Hunderte Links in einem einzigen, riesigen Raum. Keine Struktur, keine Möglichkeit anständig zu navigieren. Ich wünschte mir nichts sehnlicher, als ein schwebendes Fenster direkt vor mir, welches diese nicht für VR optimierten Inhalte „normal“ darstellte. Eine Kombination von AltspaceVR, Virtual Desktop und JanusVR erschien augenblicklich vor  meinem geistigen Auge. Gäbe es die Möglichkeit, sich eigene virtuelle Workspaces einzuteilen, eigene PC-Inhalte in virtueller Umgebung abzurufen und bei Bedarf allein oder mit anderen in das „Metaverse“ abzutauchen, dann wäre die Idee einen gewaltigen Schritt weiter. Sicherlich, dafür bräuchte es eine höhere Auflösung und mehr VR-optimierte Inhalte im Web, aber diese werden ohne Zweifel kommen. Das Metaverse ist also nur noch eine Frage der Zeit und ich bin sehr gespannt darauf, ganz besonders nachdem ich in JanusVR eine eindrucksvolle Kostprobe der Zukunft genießen durfte.

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